Ohne Hintergrundrecherche

Es ist immer wieder erschreckend, wenn FotojournalistInnen oder FotostudentInnen naiv und ohne jede Hintergrundrecherche an Themen herangehen. Besonders beim Thema Burschenschaften, denn da fällt mir das schon zum wiederholten Male auf.

http://www.spiegel.de/spiegel/unispiegel/damenverbindungen-burschenschaften-fuer-frauen-a-1219041.html

 
„Keine von ihnen wurde zum Trinken gezwungen. Niemand focht. Und rechtspopulistische Parolen hörte sie keine einzige. Vernettis Bilder geben einen seltenen Einblick in eine Welt wie aus einer vergangenen Zeit, voller Brauchtum und Tradition. Aber sie erzählen auch von Freundschaft und Treue.“
 
„(…) Vor allem seien sie unpolitisch (…)“

Hajo Friedrichs hat wohl genau das gemeint als er von „sich gemein“ machen sprach, denn gemein macht sich auch, wer die Standpunkte der Protagonisten seiner Geschichten nicht hinterfragt, wer deren Selbstverständnisse nicht in Frage stellt, wer sich offenbar so wenig mit dem Objekt seiner Geschichte beschäftigt hat, daß er die Elefanten im Raum nicht sieht. Denn die Frage ist:

 
Kann man sich diese Uniformen und die Traditionen der Burschenschaften aneignen, mitmachen und dabei unpolitisch sein?
 
Nicht, daß ich das per se ausschließen wollen würde, aber wenn man zu so einem Thema arbeitet, dann muß man sich das doch mal im Rahmen einer Recherche ansehen.
 
Und schaut man allein auf den öffentlichen Facebook-Auftritt dieser Damenverbindung, dann schweben die nicht im luftleeren Raum ohne Berührungspunkte zu anderen Burschenschaften, sondern sind Teil dieser Szene. 
 
„Zwischen den Mitgliedern der ADV bestehen laut Vernetti enge Freundschaften – mit den Mitgliedern der Burschenschaften entstünden häufig auch Liebesbeziehungen.“

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Da feiern die unpolitischen Damen ihre Feste dann in den Räumlichkeiten eines „hochwohllöblichen Corps“, das 1933 bei den Bücherverbrennungen dabei war*
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und besuchen zum „Grillen und Bierpong“ eine Burschenschaft, die 2001 im Spiegel** als durchaus fortschrittlich dargestellt wurde, weil sie im NeuDB ist und man dort eine Wiedervereinigung Deutschlands mit Österreich nicht anstrebt, man auch Zivildienstleistende aufnimmt und man in „Ausländer“ und „Ausländer mit deutschem Paß“ unterscheidet.
 
Und mit anderen „Schwestern“ feiert man bei einer Landsmannschaft in Münster, die gerne auch mal die erste Strophe des Deutschlandliedes singt. ***

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Wie kann man in diesem Kontext „unpolitisch“ sein wollen? Das wäre eine spannende Frage und sicher journalistisch interessanter als den Anspruch des unpolitischen einfach zu glauben.

 
 
 
 

Professionelle Fotografen können sich heute teilweise die Kameraausrüstungen nicht mehr leisten.

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© 2017 Hubert Jelinek
Und bevor jetzt der Aufschrei kommt, Andreas H Kaufmann wäre irgendwie arrogant und gemein. Nö, er sagt nur wie es ist. Und das wollen viele von uns nicht wahrhaben. Leider!
Dass viele, die heute ihr Geld mit Fotografie verdienen, nicht das Geld für eine Leica-Asrüstung haben liegt nicht daran, daß Leicas teuer sind. Das waren die schon immer und sie sind, wie alles eigentlich, teurer geworden.
Und ob sie jemandem das Geld wert sind oder nicht, ist auch egal.
Vielmehr ist in den letzten Jahren (und auch davor gab es sowas wie Inflation) alles teurer geworden, nur die Fotografen sind auf der Stelle geblieben oder sogar mit den Honoraren runtergegangen oder gedrückt worden. Statt die Preissteigerungen an die Kunden weiterzugeben, wie alle anderen das gemacht haben.
Die Leica war schon immer die Kamera der Reichen, der Zahnärzte und der Queen. Das war immer Zeug vom Allerfeinsten und teuer.
Das Problem ist, daß sich viele von uns, Zeug vom Allerfeinsten nicht mehr leisten können.
Leica und die Zahnärzte haben es in die Jetzt-Zeit geschafft und ihren wirtschaftlichen Status halten können. Bei uns Fotografen sieht das anders aus. Aber dafür können nicht die Zahnärzte.
Und wer dem Leica-Fotojournalisten-Mythos nachweint und auf Zahnärzte schimpft, dem sei gesagt: Zahnärzte sind vielmehr super Kunden, die ordentlich bezahlen, ganz im Gegensatz zu vielen Printmedien. Und wessen Aufgabe wäre es, den Wert guten Fotojournalismus hochzuhalten? Das ist wohl nicht die Aufgabe der Zahnärzte!
Und wer meint, das Problem ließe sich lösen, indem man jetzt über Kaufmann oder Leica schimpft, weil Fuji ja eh bessere Kameras baut und so weiter, der sollte sich einfach mal die Preise für das neue Nikon 2,8 70-200er oder die Canon 5DIV und das neue 16-35 III ganz in Ruhe ansehen und mit den Preisen der Vorgänger vergleichen.
Wer es jetzt nicht schafft seine Preise den wirtschaftlichen Realitäten anzupassen und Kunden zu finden, die das bezahlen wollen (können könnten das die meisten), der ist verloren.

Nicht wegen Leica, sondern weil man sich selbst unter Preis verkauft!

P.S.: Nur so als Gedanke für alle, die meinen, Leica (oder auch andere Hersteller) müßten den gebeutelten Fotojournalisten im Preis entgegenkommen, wegen dem Mythos-Komplex „Leica & Fotojournalismus“.

Leica hat in der tiefen Krise vor der M8 und M9, auch nicht darum gebeten, daß Fotografen irgendwas zu „Soli-Preisen“ kaufen. Die haben ihre Probleme selbst gelöst. Auch indem sie was am Kundenkreis geändert haben.

Wir versuchen dann ihnen Mut zu machen…

Ursprünglich im April 2010 veröffentlicht:

In der aktuellen „M“, der „medienpolitischen ver.di-Zeitung“, kann man in einem Artikel zum Thema Vergütungsregeln für Freie folgendes lesen:

ver.di erreichen zurzeit viele Mails, in denen freie Kollegen ihre miese Bezahlung sowohl bei Texten (unter 10 Cent! (Zeilenhonorar; Anm. d. A.)) als auch bei Fotos (doch ganze 4 Euro!) schildern. „Wir versuchen dann, diesen Kollegen Mut zu machen. (…)“

Nein! Leuten, die ihre Bilder für 4,- € das Stück verkaufen, muß man keinen Mut machen! Die sollte man eher mal fragen, ob sie nicht vielleicht selbst schuld dran sind, daß sie sich ausgebeutet fühlen. Und ob nicht ihr eigenes „Verhandlungsgeschick“ sie dahin gebracht hat – wer immer sagt er könne mit weniger Honorar nicht existieren, aber trotzdem nach jeder Honorarkürzung weitermacht statt zu kündigen, den kann man nicht ernst nehmen.

Und vor allem sollte man sich in einem Artikel zu diesem Thema dann nicht „erschüttert über die offensichtliche Unkenntnis in manchen Chefredaktionen“ zeigen, sondern sich vielleicht mal über die offenkundige Doofheit der Leute unterhalten, die zu solchen Dumpingpreisen arbeiten und die über die Jahre die Entwicklung solcher Dumpingpreise erst möglich gemacht haben.

Warum sollte sich eine Chefredaktion die Frage stellen, ob 4,- € ein angemessener Preis für ein Foto sind, wenn da jede Menge Leute Tag ein Tag aus Fotos für 4,- € machen

Und vielleicht sollte man mal den Taschenrechner bemühen und sich fragen, ob das denn wirklich hauptberufliche, freiberufliche Journalisten sind oder ob es sich da um irgendwelche Nebenerwerbsspinner handelt die mit Dumpingpreisen Arbeitplätze vernichten, um den eigenen Namen in der Zeitung zu sehen.

Für 1000,-€ Monatsumsatz müßte ein Fotograf bei 4,-€ pro Bild vier Wochen lang, an jeweils 6 Wochentagen je 10-11 Bilder pro Tag im Blatt haben. Schonmal irgendwer so eine Tageszeitung gesehen? Schonmal jemand einen Fotografen gesehen, der von 1000,-€ Umsatz (sic!) im Monat irgendwie leben kann?

Für 1000,- €  Umsatz müßte eine schreibender Journalist bei 10 Cent Zeilenhonorar und vier Wochen mit je 6 Erscheinungstagen pro Tag 417 Zeilen im Blatt haben. Auch das sieht man wohl eher selten.

Also sollte man sich bei ver.di lieber mal selbst Gedanken statt anderen Mut machen.

Nicht zuletzt darf man auch nicht übersehen, daß wenn eine Gewerkschaft solche Fälle derart unreflektiert in den Raum stellt, ja irgendwo der Eindruck erweckt wird, daß 10,-€ pro Bild dann ja schon fast ein faires Honorar sein müssen, wenn andere von 40% leben zu können scheinen!

Zum weiterlesen:

“If you sell yourself cheap, you will never get out of that hole.” – Barbara Bordnick

https://rheker.wordpress.com/2008/12/08/umsonst-oder-kostenlos/

https://rheker.wordpress.com/2008/12/11/noch-mehr-fur-noch-weniger-umsonst-oder-kostenlos-teil-2/

https://rheker.wordpress.com/2008/12/26/drauflegen-umsonst-oder-kostenlos-teil-3/

https://rheker.wordpress.com/2009/11/13/umsonst-oder-kostenlos-teil4/

https://rheker.wordpress.com/2009/11/25/fotohonorare-verstehen-umsonst-oder-kostenlos-teil5/

https://rheker.wordpress.com/2009/12/11/feilschen-verhandeln-nein-sagen-umsonst-oder-kostenlos-teil-6/

IZITRU „Whenever the truth matters“?

Es gibt eine neue Web-App mit Namen „IZITRU“ (Is it true – ist es wahr): www.izitru.com

Und bei Spiegel Online konnte man lesen „Diese App enttarnt Fotofälschungen„. Schauen wir mal:

Diese App soll Bilder auf ihre Echtheit prüfen, wenn man sie da hochlädt. Und die Betreiber (und auch Spiegel-Online „Und wenn Izitru ein Bild bemängelt, dann mit Recht.“) versprechen vollmundiges:

Kommen wir erstmal auf die offenkundigen Probleme:

Die App, die das gestellte Foto findet gibt es genauso wenig wie die App, die feststellen kann ob der Fotograf irgendetwas relevantes bewußt nicht fotografiert hat und so stellt man hier bei einer ethischen Frage auf etwas technisches ab. Und das ist natürlich insgesamt zu kurz gesprungen.

Ich hab das gerade mal getestet und war baff, daß diese App keine RAW Daten akzeptiert und JPGs aus RAW-Daten gleich unter Verdacht stellt. Also habe ich weiter getestet (siehe unten) und das Ergebnis ist ernüchternd, denn diese App stellt praktisch jedes journalistische Foto, das den Ansprüchen an bekannte ethische Standards entsprechen würde unter Verdacht, nur weil es kein JPG direkt aus der Kamera ist und das geht schon los, wenn die Datei einfach per IPTC beschriftet wird. Das ist bizarr bis unseriös, denn alles was kein JPG aus der Kamera ist wird in die „verdächtig“ Ecke gestellt.

 

Hier der Test mit einem Bild. Das erste ist ein JPG aus der Kamera. Alles ist toll.

 

Nun, das selbe JPG ohne in Photoshop geöffnet worden zu sein, in Photo Mechanic mit IPTC-Bildinformationen (also Name des Fotografen, Ort, Namen der abgebildeten Personen, Schlagwörter, Bildbeschreibung etc.) versehen. Schon ist es mit der Vertrauenswürdigkeit eher vorbei!

Das nächste Bild hat nichts an Manipulation erfahren, außer in Photoshop geöffnet und wieder gespeichert zu werden, es ist nichtmal kleiner gerechnet, was z.B. bei Nachrichtenbildern völlig üblich wäre, um diese schneller verschicken zu können, denn keine Nachrichtenagentur verschickt 22 Megapixel große Bilddateien. Doch das Bild gilt jetzt schon als potentiell modifiziert. Und das, was der Betrachter da auf dem Bild sehen kann ist bislang in keiner Weise verändert worden!

Jetzt das ganze gespiegelt und gespeichert. Das ändert schon was am Inhalt, macht aber keinen Unterschied in der Bewertung durch IZITRU.

Und als Finale unser Beispielbild mit einer nicht eben subtilen inhaltlichen Manipulation. Und trotzdem kommt IZITRU zu exakt dem selben Urteil, das anscheinend nur auf der Frage „Ist die Datei direkt aus der Kamera?“ basiert. Da von „Wahrheit“ zu sprechen ist doch reichlich sportlich! Diese technisch armselige auf den ersten Blick zu erkennende Bildmanipulation bekommt die selbe Glaubwürdigkeitsstufe wie ein Bild, das lediglich zum schnelleren Datentransfer kleiner gerechnet wurde oder das aus einer RAW-Datei stammt.

Im Moment verunsichert IZITRU wohl eher Menschen die das benutzen und ist bestenfalls ein Werkzeug für Verschwörungtheoretiker der Montagsdemos im Kampf gegen die „Systemmedien“. In gewisser Weise diskreditiert es so die Arbeit von Fotografen, die ethisch tadellos arbeiten.

„Whenever the truth matters“? ist da wohl eher ein schlechter Witz!

 

P.S.: Hier zwei weitere Bilder, zur Sicherheit (nicht das die Katze ein Ausreißer ist). Beim unteren habe ich zudem (weil diese App irgendwas von einer „Sensor Irgendwas“-Analyse sagt) ein mit dem iPhone fotografiertes ADAC-Auto eingebaut, um Bildteile aus verschiedenen Kameras mit sicher verschiedenen Sensoren in der Datei zu haben.

 

Nachtrag: Übrigens kann man auch für die abenteuerlichste Version den grünen Punkt bekommen. Und ich hab das jetzt extra eher lieblos gemacht, damit man sieht, wie es gemacht ist: Bild manipulieren, ausdrucken, Repro machen, Datei hochladen: 

http://izitru.com/MoXz6

 

 

 

P.P.S.: Ob es durch die große Reichweite der Verknüpfung bei bildblog kommt oder ein Zufall ist, habe gerade erfahren, daß man bei IZITRU wohl die Bewertung des obigen Bildes händisch angepaßt hat. http://izitru.com/MoXz6

 

IZITRU arbeitet (von Hand?) nach

Ob es durch die große Reichweite der Verknüpfung bei bildblog kommt oder ein Zufall ist, habe gerade erfahren, daß man bei IZITRU wohl die Bewertung des obigen Bildes händisch angepaßt hat. Das ist dann auch das erste rot bewertete Bild, daß ich da gesehen habe.

http://izitru.com/MoXz6

 

Hier geht es zum ursprünglichen Test: https://rheker.wordpress.com/2014/05/06/izitru-whenever-the-truth-matters/

Hetzer die mit Bildern lügen

Laut dem ersten Satz bei wikipedia bezeichnet Medienkompetenz „die Fähigkeit, Medien und ihre Inhalte den eigenen Zielen und Bedürfnissen entsprechend zu nutzen.

Damit wäre jemand, der Zeitungsartikel konsumiert und darin geheimen Nachrichten der Bewohner des Planeten „Jägerschnitzel“ finden will und auch findet, ja in höchstem Maße medienkompetent.

Medienkompetenz, im Sinne dieses Textes, heißt, dass man als Mediennutzer mit Medien umzugehen weiß. Dass man nicht alles unkritisch glaubt, dass man aber auch Wahrheiten erkennen kann, dass man belegte Fakten als solche akzeptieren kann, auch wenn sie nicht „den eigenen Zielen und Bedürfnissen entsprechen“. Dass man den Unterschied zwischen Kommentar, Glosse und Bericht begreift. Und es heißt auch, daß man nicht in die beliebte „cui bono“-Falle tappt, wo dann „alle professionellen Journalisten es nur für das Geld machen und deswegen käuflich und nicht vetrauenswürdig sind“ und man glaubt, dass jeder der publiziert ohne davon zu leben, keine eigenen Interessen haben kann.

Mensch vertrauen Bildern, weil man glaubt, wenn es ein Foto davon gibt, dann ist es passiert, ist es wahr. Doch nicht immer ist das, was da zu sehen am angeblichen Ort, zur angeblichen Zeit und im angeblichen Kontext passiert.

Es braucht keine Bildmanipulation per Photoshop, um mit Bildern zu lügen oder zu hetzen. Es reicht völlig, dem Gezeigten einen anderen Kontext zuzuordnen. In letzter Zeit passiert das oft im Rahmen von Hetze gegen Flüchtlionge. Die Facebookseite „Denken hilft“ ist ein guter Ort, um solche Manipultionen zu besichtigen, denn die Leute hinter der Seite decken solche Fälle auf. Beispiel: Man nimmt ein Bild einer vermüllten Landschaft und behauptet einfach das wäre das Werk von Flüchtlingen. Zum Glück gibt es heute Werkzeuge, wie die Google-Bildersuche. Und so findet sich das Bild der angeblich 2015 von Flüchtlingen vermüllten Landschaft schon 2012 in einem Artikel eine ungarischen Website über einen lokalen Müllskandal:

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Und hier die ungarische Website:

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Und das ist nicht der einzige Fall. Siehe hier.

Und dann gibt es auch noch eine weitere perfide Form der Hetze: Websites, die  mit fadenscheinigen Argumenten Nachrichtenfotos vom Leid der Flüchtlinge zur Fälschung oder Inszenierung erklären, wie voltairent.org.
Zitat „Während die europäischen Medien die Emotionen wecken, indem sie Fotos eines ertrunkenen Kindes und Reportagen über Menschenmassen zeigen, die zu Fuß den Balkan durchqueren, weist Thierry Meyssan darauf hin, dass diese Bilder gefälscht sind.“

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Könner die mehr können wollen…

blitzHeute gab es bei Spiegel-Online einen Beitrag mit dem Titel ”Wie man den Blitz gekonnt einsetzt”.

Der Autor des Artikels ist auch  Autor der Bücher “Digitale Fotografie – Der Meisterkurs: Für Könner, die noch weiter wollen“ und „Landschaftsfotografie – Der Meisterkurs: für Könner, die mehr können wollen.“

Der Spiegel-Online Artikel und auch die Leseprobe aus seinem Buch sind leider nicht mehr als das, was seit Jahrzehnten in fast allen Büchern passiert die einem versprechen, daß man mit Ihnen Fotografieren lernen würde.

Ein Beispiel aus dem Spiegel-Online-Artikel:

 

Für den richtigen Einsatz des Blitzgerätes und für optimale Belichtungen bei der Fotografie mit Blitz ist es daher wichtig, sich klarzumachen, wie sich bestimmte Einstellungen auf das Foto auswirken:

* Die Wahl der Blende beeinflusst sowohl das Blitz- als auch das Umgebungslicht in gleichem Maße.

* Die Verschlusszeit dagegen ist immer länger als die extrem kurze Leuchtdauer des Blitzlichts und hat daher nur eine Auswirkung auf den Anteil des Umgebungslichts in der Gesamtbelichtung, der Anteil des Blitzlichts dagegen wird nicht beeinflusst.

* Die einzige Möglichkeit, um den Anteil des Blitzlichts innerhalb der gesamten Lichtmenge des Fotos zu verändern, besteht in einer Reduzierung der Blitzleistung.

Das scheint auf den ersten Blick alles zu stimmen, oder? Tut es aber nicht, eigentlich zeigt es nur, daß er es entweder selbst nicht wirklich verstanden hat oder er es nicht erklären kann.  Die Wahl der Blende beeinflußt das Blitz- und das Unmgebungslicht nur dann in gleichem Maße, wenn der Blitz voll manuell betrieben wird! Und genau das empfiehlt Hennemann nur in einem Ausnahmefall, nämlich bei Aufnahmen bei denen der Blitz mehrfach während einer Langzeitbelichtung gezündet wird. Steuert die Kamera das Blitzgerät per TTL (die von ihm empfohlene Methode), dann gleicht sie die veränderte Blende über eine Anpassung der Blitzleistung aus, das Raumlicht kann sie jedoch nicht ebenfalls anpassen. In der Folge kommt es zu einem ganz anderen Verhältnis von Umgebungs- zu Blitzlicht und eine Veränderung der Blende wirkt nicht in gleichem Maße auf beide Lichtarten.Auch in Sachen Prozentrechnung hapert es. Das Ganze sind immer 100%. Wenn ich bei einer 50%/50% Mischung von zwei Komponenten, von einer Komponente die Hälfte wegnehme, dann steigt der Anteil der anderen Komponente von 50% auf 66%. Der Anteil ist immer relativ zur Gesamtmenge und die Gesamtmenge ändert sich bei jeder Änderung des Anteils einer beliebigen Komponente. Also kann man den Anteil der Blitzleistung auch verändern, indem man den Anteil des Umgebungslichtes erhöht oder reduziert. Und natürlich läßt sich der Anteil des Blitzlichtes nicht nur durch eine Reduzierung der Blitzleistung, sondern auch durch eine Steigerung der Blitzleistung verändern.

Wenn man durch Erhöhen oder Vermindern einer Komponente das Verhältnis ändert, darf man aber nicht vergessen, daß man damit auch die die Gesamtmenge geändert hat. Stellen wir uns mal ein Motiv vor, das durch zwei Glühbirnen und zwei Blitzgeräte (mit fester Leistung, die beide auf 50% stehen) perfekt ausgeleuchtet wird. Macht man jetzt eine Glühbirne aus müßte man eines der Blitzgeräte auf 100% drehen, um wieder die selbe Menge Licht zu haben. Oder man müßte die Belichtungszeit/Blende der Kamera dementsprechend anpassen.

Das sind aber alles Sachen die in Hennemanns Artikel überhaupt nicht stattfinden. Dass man alles was mit blitzen zu tun hat und vor allem alle Aspekte die das Zusammenspiel von Umgebungs- und Blitzlicht und die sich daraus ergebenden Möglichkeiten betreffen durchaus sinnvoll erklären kann beweist David Hobby auf strobist.com zum Beispiel hier und hier.
Und auch die Leseprobe aus dem Buch Digitale Fotografie – Der Meisterkurs: Für Könner, die noch weiter wollen” läßt befürchten,  daß es da nur um ein weiteres der belanglosen Lehrbüchern zum Thema Photographie handelt.

 

Wenn Fotografen psychisch krank machen

Peter Lindbergh sagte 2015 in einem Interview:

„[Photoshop] hat unser Bild der Schönheit versaut, weil die Fotografen heute keinen eigenen Standpunkt haben. Photoshop ist ein Instrument, mit dem man alles glätten kann. Und man macht das, weil es möglich ist. Die Software an sich ist jedoch unschuldig, die meisten benutzen sie einfach nur falsch.“

Dieses „Bild der Schönheit“  kann Menschen krank machen und es sind Fotografen, und im speziellen Hobbyfotografen, die der eigenen Eitelkeit wegen, mit dem Werkzeug Photoshop oder gar speziellen Anwendungen wie „PortraitPro Body“, „PortraitPro“ und Co., dazu beitragen.

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Wer Menschen fotografiert, der sollte den Menschen fotografieren, der da vor ihm steht und ihn nicht nachträglich umbauen, damit er den Standards entspricht, die man erfüllen muß, damit Gleichgesinnte bei Facebook applaudieren. Es mag sein, daß manches Hobby-Model beeindruckt ist, was ein Fotograf da „am Computer rausgeholt hat“.

„Reshape any aspect of the face“

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Die Haut hat keinerlei Textur mehr, die Gesichtsknochen werden angepaßt und der Körper ist ruck-zuck verschlankt und jede vermeintliche Problemzone behoben.

Das mag das sein, was irgendwelche Vorbilder in Trainingsvideos und Seminaren vorleben, das Problem ist aber, daß am Ende ein Foto steht, das für den abgebildeten Menschen, eine Art Landkarte seiner vermeintlichen Unzulänglichkeiten ist.

Dysmorphophobie,

Changing the World

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While looking at the nominees for the World Press Photo Awards and the entries selected for this years Lumix Festival in Hannover, I thought:

Of course it is important to show all those atrocities, catastrophes, hardship, suffering and injustice in the world, because we want the readers to see these events, hoping that this will lead to change.

But maybe, we as photojournalists, should not forget to tell our readers, at least from time to time and maybe more often than we do, stories about the beautiful and often inspiring aspects of the human condition, too. And awards and festivals should feature such work more often than they do.

If we paint an overall picture of a world consisting only of hopelessness, injustice and atrocities, it’s not only that this picture of the world is distorted; it is very likely that the only result is resignation. And resignation is unlikely to motivate other humans to try to change the world for the better.